Mit Feuer Weihnachtskobolde vertreiben, halb nackte Figuren in die Krippe legen oder den Besen vor der bösen Hexe verstecken? Weihnachten wird in allen Teilen der Welt gefeiert, jedoch unterscheiden sich die Festlichkeiten und Weihnachtsbräuche international sehr stark voneinander.
Nachdem wir Sie bereits im letzten Jahr mit unserem Beitrag „Internationale Weihnachtsbräuche“ auf eine weihnachtliche Reise in die Niederlande, USA, nach Großbritannien, Frankreich, Indien, Brasilien und Island mitgenommen haben, möchten wir Ihnen dieses Jahr weitere spannende Bräuche näherbringen. Freuen Sie sich auf eine weihnachtliche Stimmung und allerlei Kuriositäten.
1. In Dänemark erhalten auch die Weihnachtswichtel eine Schale Grütze
Insbesondere für Kinder kann sich die Weihnachtszeit wie eine Ewigkeit anfühlen. Neben einem klassischen Adventskalender halten die Dänen daher die Tradition einer Kalenderkerze aufrecht. Diese wird in Tagesabschnitten vom 1. bis zum 24. Dezember abgebrannt.
Die Vorfreude steigt zudem ab Ende November auf etlichen Weihnachtsfeiern des Kegelvereins, der Arbeit, mit dem Freundeskreis oder Sportclub. Hier werden bereits traditionelle Weihnachtsessen wie Hering mit Currysalat, Fischfilet und Remoulade, Leberpastete, Rotkohl und karamellisierte Kartoffeln serviert.
Auch das extra gebraute Weihnachtsbier darf natürlich nicht fehlen. Dieses wird jedes Jahr am J-Dag, dem ersten Freitag im November, von verkleideten Weihnachtselfen samt Kunstschnee an die Bars geliefert – ein Fest, das in der Kneipenszene im ganzen Land zelebriert wird.
Am Weihnachtsabend tanzen die Dänen Hand in Hand um den Weihnachtsbaum herum, der mit rot-weißen geflochtenen Weihnachtsherzen geschmückt ist. Glück bringen soll der traditionelle Mandelmilchreis. Wer die darin versteckte ganze Mandel findet, erhält ein kleines Geschenk. Doch nicht nur Menschen erfreuen sich an dem leckeren Nachtisch: Dänen lieben ihre Weihnachtswichtel, daher stellen sie ihnen ein kleines Schälchen Grütze vor die Wichteltür – eine spezielle aufgestellte Wanddekoration. God jul!
2. Jesus liegt zu Weihnachten in Spanien neben einem halb nackten Mann
In der Vorweihnachtszeit befindet sich ganz Spanien im Geldrausch. Schuld daran ist die Nationallotterie. Denn jedes Jahr am 22. Dezember vergibt sie den größten Jackpot des Jahres, den „El Gordo“ („der Fette“). In der Hoffnung auf einen verfrühten Weihnachtssegen spielt der Großteil der Bevölkerung mit und das gesamte Land scheint bei der Auslosung stillzustehen.
Während an Heiligabend und am 1. Weihnachtstag traditionell mit der Familie gegessen wird, müssen spanische Kinder noch etwas länger auf ihre Geschenke warten. Diese werden erst am 6. Januar von den Heiligen Drei Königen gebracht, welche bereits am Vortag in Karawanen durch die Stadt ziehen.
Statt einem Weihnachtsbaum stellen sich viele Spanier lieber Krippen ins Wohnzimmer. In diesen geht es in Katalonien seit über 200 Jahren kurios zu: Neben Maria, Josef und dem Jesuskind sitzt dort auch der Caganer – eine Figur mit nacktem Hintern, die ihr großes Geschäft verrichtet.
Selbst die Katholische Kirche akzeptiert die wunderliche Figur mittlerweile als Glücksbringer. Zur Auswahl stehen übrigens diverse Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wie beispielsweise Donald Trump. Na dann: ¡Feliz Navidad!
3. In Japan verspeist man das Weihnachtsessen bei KFC
Mit weniger als 1 % Christen ist Japan kein typisches Land für das Weihnachtsfest. Dennoch wird Weihnachten in Japan gefeiert – aber ganz anders. Religiöse Motive spielen kaum eine Rolle.
Tatsächlich steht die Liebe im Vordergrund: An Weihnachten wird gedatet, was das Zeug hält. Statt mit der Familie zu feiern, gehen junge Japaner auf romantische Spaziergänge durch die weihnachtlich geschmückte Stadt und genießen ein romantisches Candle-Light-Dinner.
Oder eben ein Fast-Food-Meal bei Kentucky Fried Chicken. Tatsächlich verzeichnet KFC seit einer Werbekampagne im Jahr 1974 die höchsten Umsatzzahlen an Heiligabend. Für viele Japaner gehört das gebratene Weihnachtshühnchen zum Weihnachtsfest dazu. Geschenke hingegen gibt es nur in Familien mit Kindern. メリークリスマス, Merii Kurisumasu!
4. In Mexiko wird auf Pappfiguren eingeschlagen
Im streng katholischen Mexiko wird die Reise von Maria und Josef 9 Tage lang vor Weihnachten nachgespielt. Hierzu gehen verkleidete Kinder von Haus zu Haus, die sogenannten Posadas, tragen Weihnachtslieder vor und bitten um Einlass. Wie einst Maria und Josef werden sie in den ersten Häusern abgewiesen, bevor sie später Unterschlupf finden.
Der Gastgeber der Posada veranstaltet eine kleine Party mit Spielen, Musik und Tanz. Die Piñata, eine mit Süßigkeiten gefüllte Pappfigur, muss mit einem Stock und verbundenen Augen geschlagen werden, bis sie zerbricht. Ein Highlight für viele Kinder.
An Heiligabend, dem letzten Posada-Abend, gehen alle Familien zur Mitternachtsmesse und verspeisen den traditionellen Weihnachtstruthahn. Oftmals wird bis in die frühen Morgenstunden gefeiert, wobei ein (künstlicher) Weihnachtsbaum, gerne in pinker oder blauer Ausführung, nicht fehlen darf. ¡Feliz Navidad!
5. Hexen stibitzen in Norwegen die Reinigungsgeräte
Norweger sind überzeugt davon, dass der Nisse, der Weihnachtsmann, in Norwegen wohnt. Mit scheinbar endlosen Wäldern mit feinstem Pulverschnee überzogen, wild umherstreifenden Rentieren und von Kerzen beleuchteten Holzhäusern glaubt man das gerne. Nur wo genau er lebt, das bleibt ein Geheimnis.
Dem dunkelsten Tag des Jahres, dem 13. Dezember wird wie in Schweden auch mit einem Lichterumzug begegnet. Weiß gekleidete Lucias tragen einen Haarkranz aus Kerzen durch die Stadt, während sie typische Lucia-Lieder singen.
Unheimlich geht es währenddessen an Heiligabend zu: Ein alter Aberglaube besagt, dass Hexen und Geister in der Weihnachtsnacht aus ihren Verstecken kriechen und allerlei Schabernack treiben. Um zu verhindern, dass die Hexen den eigenen Besen oder Wischmopp ausleihen, um damit durch die Lüfte zu fliegen und Chaos zu stiften, werden diese vorsichtshalber zu Weihnachten weggesperrt. Verschütteter Glühwein oder Plätzchenkrümel können daher erst am nächsten Weihnachtstag aufgewischt werden. God jul!
6. In Griechenland werden Weihnachtskobolde mit Feuern vertrieben
Statt Hexen kommen in Griechenland Kobolde aus der Unterwelt gekrochen – die sogenannten Kalikanzari. Um diese abzuwehren, lodern 12 Nächte lang Weihnachtsfeuer im gesamten Land. An Heiligabend ziehen die Kinder mit Glocken und Trommeln durch die Straßen und singen die Kalanda, dies sind Lobgesänge, die Glück bringen sollen. Als Belohnung erhalten sie kleine Geldgeschenke oder süßes Gebäck.
Die Weihnachtsgeschenke werden hingegen erst am 31. Dezember überreicht, während des Fests des heiligen Vassilios. Am Neujahrstag essen Griechen zudem das Basiliusbrot. Wer den darin eingebackenen Glückbringer, eine Münze, findet, muss sich in dem Jahr keine Geldsorgen machen. Kala Christougenna!
Genauso divers wie unsere Sprachen sind auch die Bräuche zu Weihnachten weltweit unterschiedlich. Welche Tradition zu Weihnachten hat Ihnen am besten gefallen? Vielleicht möchten Sie den ein oder anderen Brauch sogar für Ihr eigenes Fest übernehmen?
Das internationale Team von ACT Translations wünscht Ihnen ein besinnliches Fest und ein erfolgreiches Jahr 2023! Damit Sie auch im nächsten Jahr wichtige Sprachen und Kulturen verstehen, stehen wir Ihnen gerne jederzeit zur Verfügung.