Manch ein Cineast rümpft allein beim Gedanken an einer Filmsynchronisation die Nase. Doch wenn die Übersetzung stimmt, kann ein synchronisierter Film locker mit dem Original mithalten. Ein kontroverses Statement, zugegeben. Aber wir stehen dazu. Wie eine Synchronisation abläuft und worauf Sie achten müssen, wenn Ihr Film erfolgreich in einer anderen Sprache vertont werden soll.
„Ich seh‘ dir in die Augen, Kleines.“ Casablanca, Romantik pur, ein Klassiker. Englisch klang das Ganze jedoch ein wenig anders. „Here’s looking at you, kid.“ In der Originalsprache ein Trinkspruch, eine wörtliche Übersetzung ins Deutsche war sicher nicht ganz einfach. Ein schlichtes „Prost“ kam wohl nicht in Frage. Das Publikum scheint mit der Lösung zufrieden gewesen zu sein. Nicht nur das englische Originalzitat, sondern auch die deutsche Version gingen in die Filmgeschichte ein.
Wenn Synchronisierung den Film versaut
Die Qualität der Dialoge bestimmt die Qualität eines Filmes. Der richtige Witz, die richtige Emotion, die Pointe und die Stimmfärbung – all das löst bei den Zuschauer:innen den hoffentlich richtigen Reflex aus. Doch all das droht für das Publikum in anderen Ländern auch verloren zu gehen, wenn Übersetzer:innen und Synchronsprecher:innen ihre Arbeit nicht ordentlich machen. Lost in Translation eben.
Vor allem im deutschen Sprachraum ist es keine gute Idee, völlig auf die Synchronisierung zu verzichten. Denn nirgendwo wird so viel synchronisiert wie hierzulande. Fremdsprachige Filme werden, im Idealfall lippensynchron, in der Zielsprache nachvertont. Im deutschen Sprachraum gibt es für nahezu jeden Film und jede Serie eine Synchronisation. Kinos zeigen primär Synchronfassungen. Das unterscheidet sich wesentlich zu anderen Ländern: In Polen oder auch in Skandinavien sind Synchronfassungen praktisch unbekannt. In Polen etwa behilft man sich damit, dass ein:e Sprecher:in alle Dialoge direkt übersetzt und die Stimme des oder der Übersetzer:in über die Originaltonspur gelegt wird. Ob das nun die richtigen Emotionen außer einen gewissen Schlafdrang hervorruft, können wir nicht beurteilen.
Zuschauer:innen sind jedenfalls an das bequeme Schauen und Hören in ihrer Muttersprache gewöhnt. Diese Entwicklung geht bis in die Nachkriegszeit zurück.
Erster Schritt: Übersetzung
Wie bei Filmen mit Untertiteln beginnt auch eine Synchronisierung mit der Übersetzung der Texte. Bei dieser Variante ist sie jedoch ein Stück komplexer. Nicht nur der Inhalt der Texte muss stimmen. Die Länge des Gesagten muss zu den Bildern passen. Bereits mit diesem ersten Arbeitsschritt steht und fällt der Erfolg der Synchronisation.
Selbst die besten Synchronsprecher:innen kämpfen auf verlorenem Posten, wenn die Übersetzung schlecht oder schlichtweg falsch ist. Manch ein englischer Wortwitz ergibt einfach keinen Sinn, wenn man ihn eins zu eins ins Deutsche übersetzt. Ein Beispiel findet sich in Quentin Tarantinos „Pulp Fiction“, in dem mit den ähnlich klingenden Worten Ketchup und Catch Up gespielt wird. Mit deutscher Tomatensoße hat das herzlich wenig zu tun.
Andere Übersetzungen in die Zielsprache scheitern schon an weitaus einfacheren Aufgabenstellungen. Etwa wenn der Protagonist des Hollywood-Streifens „Blade Runner“ im englischen Original eine „hard copy“ fordert. In der deutschen Kinofassung wird daraus, statt eines Ausdrucks auf Papier, eine „harte Kopie“. Klingt eher so, als ob es eine schlechte Übersetzer-App auf dem Smartphone ausgespuckt hat, oder? Professionelle Übersetzer:innen sollten Ihnen andere Ergebnisse liefern. Denn die richtigen Wörter zu finden, heißt noch lange nicht, auch die richtigen Worte gefunden zu haben.
Über Sprachen hinausdenken
Im Laufe der Filmgeschichte war auch Lokalisierung immer wieder Thema. Ein Ausdruck oder bestimmte Inhalte können in einem anderen Land völlig anders aufgefasst werden. Es geht um mehr als Sprache, auch das müssen Übersetzer:innen wissen. So wurde der Bösewicht in Hitchcocks Film „Notorious“, der kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erschien, in der deutschen Fassung vom Nazi zum Drogendealer. Auch im Actionfilm „Die Hard“ (zu Deutsch: Stirb langsam) hat man den ursprünglich Hans Gruber getauften Bösewicht in Jack umbenannt.
Nach der Übersetzung geht es mit professionellen Synchronsprecher:innen ins Tonstudio. Bei den Aufnahmen werden aus dem übersetzten Text im besten Fall emotional und verständlich gesprochene Wörter und Sätze. Zuletzt werden die Dialoge in der neuen Sprache auf eine sogenannte internationale Tonspur gelegt. Auf dieser wurden die Geräusche und die Musik des Films getrennt vom Gesprochenen gespeichert.
Perfekt bis auf die Lippe
Tontechniker:innen passen nun alle Komponenten aufeinander an. Sie kümmern sich unter anderem um die Lippensynchronisation. Das bedeutet, dass der Ton zeitlich und optisch mit den Lippenbewegungen der Schauspieler:innen übereinstimmt.
Künstliche Intelligenz hilft mittlerweile dabei, die Bewegungen der Lippen auf die Zielsprache anzupassen. Neben schlechten Übersetzungen ist fehlende Lippensynchronisation meist das Erste, was Zuschauer:innen mit einem mies synchronisierten Film verbinden. Unterschätzen Sie diesen Punkt nicht und nehmen Sie sich ausreichend Zeit für die Qualitätskontrolle.
Filmsynchronisation als Glaubensfrage
Unter Cineasten ist eine Grundsatzdiskussion entbrannt, ob man einen Film lieber im Original oder in der übersetzten Fassung gucken soll. Verfechter der Originalfassung mahnen, dass meist Wortwitz verloren geht, im schlimmsten Fall auch zentrale Botschaften. Sicher, einen englischen Film könnten viele von uns auch ohne Synchronisation ansehen. Aber wie sieht es mit Ihrem Französisch oder Italienisch, Portugiesisch oder Chinesisch aus? Untertitel können von den Bildern und Details im Film ablenken.
Mit einer guten Übersetzung muss Ihr Film nicht unter der Synchronisation leiden. Egal ob Englisch, Spanisch oder Flämisch, mit den richtigen Übersetzungsdienstleistern und Tontechniker:innen können Sie Ihr Wörterbuch für eigene Übersetzungen und Ihre Brille für zu kleine Untertitel zu Hause lassen. Konzentrieren Sie sich lieber ganz auf Humphrey und Ingrid – und schauen Sie ihnen in die Augen und nicht auf die Untertitel.