Eine schlechte Übersetzung erkennen Sie auf den ersten Blick – zumindest, wenn sie in Ihrer Muttersprache vor Ihnen liegt. Wenn es um eine andere Sprache geht, wird die Sache mit dem Qualitätsmanagement schon schwieriger. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Mängel in den Übersetzungen Ihrer Inhalte auch ohne perfekte Sprachkenntnisse erkennen können.
„Qualitätsmanagement“ bedeutet, Fehler rechtzeitig erkennen und beheben zu können. Oder noch besser: gleich dafür zu sorgen, dass es zu keiner Panne kommt. Bei Übersetzungen kann das für Sie als Unternehmen unter Umständen knifflig werden. Schließlich müssen Sie sich zu weiten Teilen auf Ihren Übersetzungsdienstleister verlassen, denn meistens sprechen Sie die Zielsprache nicht perfekt. Doch wie wissen Sie, dass Sie sich auf Ihren Partner in Sachen Übersetzung verlassen können? Wir haben für Sie zusammengefasst, auf welche Warnsignale Sie am Beginn der Zusammenarbeit mit neuen Übersetzer:innen achten sollten.
Qualitätsmanagement selbst gemacht
Unser Tipp: wählen Sie einzelne Passagen, deren Richtigkeit Sie leicht im direkten Vergleich zum Ursprungsdokument identifizieren können. Suchen Sie also einige markante Textstellen heraus und prüfen Sie diese stichprobenartig auf offensichtliche Fehler. Ist der gesamte Text in der Zielsprache oder gibt es noch unübersetzte Passagen? Wurden Eigennamen übersetzt? Gibt es offensichtliche Auslassungen oder hinzugefügte Elemente? So können Sie recht schnell ein Gefühl dafür bekommen, wie fehlerbehaftet eine Übersetzung ist.
Helfen kann auch, jemandem den Text zu zeigen, der zwar kein Übersetzungsprofi, dafür aber Muttersprachler der Zielsprache ist, um zumindest ein Gefühl dafür zu entwickeln, ob ein Text sich in den natürlichen Fluss der Fremdsprache einfügt.
Doch was können Sie tun, um darüber hinaus die Qualität einer Übersetzung zumindest grob einordnen zu können? Wir haben für Sie fünf praxisnahe Tipps zum Qualitätsmanagement von Übersetzungen vorbereitet.
1. Fehler in Grammatik und Rechtschreibung
Gerade bei übersetzten Texten, auf die von jedem zugegriffen werden kann, wie etwa Ihrer Website, können Übersetzungsfehler ein Reputationskiller sein. Korrekte Orthographie und Grammatik legen den Grundstein für einen professionellen Eindruck. Auch wenn es Ihr:e Übersetzer:in verbockt haben sollte, fallen alle Fehler auf Sie und Ihre Reputation zurück. Nehmen Sie also einen prominenten Satz aus Ihrem Text heraus und prüfen diesen. Konzentrieren Sie sich zum Beispiel auf Ihrer Website zuerst einmal auf Überschriften oder andere besonders prominente Passagen. Denn diese haben nicht nur Auswirkungen auf Ihre Reputation, sondern auch auf das Suchmaschinen-Ranking Ihrer Website.
2. Unnatürlicher Sprachfluss
Wenn Sie in einem Ihrer übersetzten Dokumente einen unnatürlichen Sprachfluss bemerken, kann das ebenso ein Zeichen für eine insgesamt schlechte Übersetzung sein. Wo steht beispielsweise das Verb in dem von Ihnen herausgepickten Satz? Wenn aus “I’m going to the fair to see an innovative new machine.” plötzlich der etwas holprige Satz “Ich fahre zur Messe sehen eine innovative neue Maschine.” wird, stimmt vermutlich etwas nicht ganz. Sprechen Sie Ihren Partner für Übersetzungsdienstleistungen offen auf Fehler an. Schließlich sollten Sie beide ein gemeinsames Ziel verfolgen: die Verbesserung Ihrer Übersetzungen.
3. Anpassung an Eigenheiten der Sprachen und Kulturen
Ein:e qualitativ hochwertige:r Übersetzer:in passt Ihre Texte auch an sprachliche und kulturelle Eigenheiten des jeweiligen Landes an. Das beginnt schon weit vor der sprachlichen Ausgestaltung: Farben zum Beispiel rufen nicht überall dieselben Assoziationen hervor. Manche Worte sind zudem in einem Land kein Problem, im anderen ein Affront. Ohne tiefergehende Kenntnisse über Ihren neuen Zielmarkt können Sie das schwer überprüfen.
Sprichwörter sind eine klassische Stolperfalle, die Ihnen einen Hinweis darauf geben, wie aufmerksam der Übersetzer oder die Übersetzerin gearbeitet hat. Eine Redewendung Wort für Wort in eine andere Sprache zu übersetzen, bringt in den meisten Fällen nicht viel. Im besten Fall sorgt es für Schmunzeln, im schlechtesten Fall sorgt es für einen Verlust von Vertrauen in Ihre Marke. So sollte man das Englische „Don’t fall into the trap of cutting corners.” nicht mit „Tappen Sie nicht in die Falle, Ecken zu schneiden.” übersetzen. Tatsächlich ist der Ausdruck „cutting corners” das Äquivalent zum Deutschen „sparen am falschen Ende”. Ein anderer Klassiker: Wussten Sie, dass die Wolke Sieben, auf der man vielleicht schwebt, im Englischen zwei himmlische Etagen höher liegt und „Cloud nine” heißt?
4. Verlust von Bedeutung und Kontext
Übersetzen heißt nicht, ein Wort einer Sprache spiegelgleich durch ein Wort in einer anderen Sprache zu übersetzen. Übersetzen ist immer auch Interpretation. Wie interpretationsfähig Ihr Übersetzungsdienstleister ist, erkennen Sie an bestimmten Phrasen oder Wörtern, die nur im direkten Zusammenhang mit dem Thema vorkommen und da besondere Bedeutung gewinnen. Ein einfaches Beispiel: Das Wort „bread” bedeutet im Englischen – richtig – einfach nur „Brot”. In den meisten Fällen wird die wörtliche Übersetzung auch stimmen. Doch stellen Sie sich vor, Sie haben einen liturgischen Text im christlichen Kontext zu übersetzen. Da wird aus dem Teigprodukt plötzlich etwas Transzendentales – und Brot kann jedenfalls in Glaubensfragen auch als „Leib Christi” interpretiert werden. Ein anderes Beispiel: das Wort „tsumaranai” steht im Japanischen für „uninteressant” oder „fad”. Soweit alles klar? Eben nicht. Denn das Wort kann auch Bescheidenheit ausdrücken, um etwas herunterzuspielen, dass in Wirklichkeit durchaus bemerkenswert ist. Vielleicht sind Sie auch in der Druckbranche tätig und da kommt nun einmal oft das Wort „Vorstufe” vor. Wörtlich ins Englische übersetzt wäre das eigentlich die „preliminary stage”. Doch wenn dieses Wort in der Übersetzung vorkommt, ist das ein starker Hinweis darauf, dass etwas nicht stimmen kann. Denn als Druck-Expert:in wissen Sie: es handelt sich um „prepress”. Achten Sie also in einem ersten Test vor allem auf jene Worte und Phrasen, deren tatsächliche Bedeutung im Branchensprech offenbar wird.
5. Mangelnde Einheitlichkeit und Konsistenz
Manchmal kann es durchaus Sinn machen, ein Wort nicht mehrfach zu wiederholen, sondern auf Synonyme zurückzugreifen. In vielen Bereichen, insbesondere wenn es um technische Abläufe geht, ist jedoch eine einheitliche Benennung unverzichtbar, auch wenn ein Text dadurch nicht zwangsläufig an Ästhetik gewinnt. Schließlich möchten Sie ja unmissverständlich Konsistenz in Ihr Wording rund um Ihre Dienstleistungen oder Produkte bringen. Sogenannte Translation-Memory-Systeme, wie sie etwa auch von ACT Translations verwendet werden, sind eine wichtige Facette der Qualitätssicherung. Ein solches System speichert bereits übersetzte Textsegmente und sorgt damit für ein hohes Maß an Konsistenz in Folgeübersetzungen. Bei der Nutzung von Translation-Memory-Systemen gilt: je mehr Begriffe in der Datenbank gespeichert werden, desto zielsicherer die Übersetzung. Und daraus wiederum folgt: Um alle Vorteile solcher Tools ausschöpfen zu können, müssen Sie längerfristig mit demselben Übersetzungsdienstleister zusammenarbeiten. Angenehmer Nebeneffekt: die Nutzung von Translation-Memory-Systemen erhöht nicht nur die Qualität, sondern auch die Effizienz. Sie sparen Zeit, ohne bei der Qualität der Übersetzungen Abstriche machen zu müssen.
Sie sehen also: die Qualität einer Übersetzung zu überprüfen, ist auf vielen verschiedenen Ebenen auch ohne tiefgehende Sprachkenntnisse möglich und der erste Schritt für ein konsequentes Qualitätsmanagement. Warnhinweise gibt es ja genug: vom fantasie- und kontextlos übersetzten Sprichwort bis zu offensichtlichen Fehlern bei prominenten Textpassagen auf einer Website oder unsensibler Verwendung spezieller Worte.