Sport-Übersetzungen: zehn legendäre Fehler

Lea Valder
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Sport ist ein globales Phänomen und bedarf daher auch permanent der Übersetzung und Synchronisation. Das geht meistens gut. Aber nicht immer.

Die Fehlübersetzung ist so grandios, dass sie sogar von internationalen Medien rezipiert wird. Als die US-Skirennläuferin Mikaela Shiffrin im Januar 2023 nach gewonnenem Riesenslalom einem Reporter des österreichischen Fernsehens ein Interview gibt, erwähnt sie in erfrischender Offenheit, dass ihr das Rennen diesmal besonders schwergefallen sei: Sie befinde sich gerade in einer ungünstigen Phase ihres monatlichen Zyklus – „I‘m kind of in an unfortunate time of my monthly cycle.“ Der Reporter im Zielraum übersetzt ambitioniert: „Ich komme nicht einmal zum Radfahren, was ich jeden Monat mache. “

Was den Mann wohl sein Leben lang verfolgen wird, ist allerdings kein Einzelfall. Gerade im Profisport mit seiner weltweiten Reichweite und den häufig auf Englisch geführten Interviews kommt es immer wieder zu Übersetzungsfehlern und Missverständnissen. Manche sind durchaus lustig – andere haben eher unangenehme Folgen. Ein kleines Best of.

Brisanter Hymnen-Text bei einem Großereignis im Sport

London, Wembley Stadium, 29. Juni 2021: England und Deutschland treten im Achtelfinale der Fußball-EM gegeneinander an. Deutschland wird es verlieren, doch der große Ärger beginnt schon davor. Der niederländische TV-Sender NPO blendet beim Abspielen der Nationalhymnen deren Texte ein. Doch während die deutschen Spieler und Fans von „Einigkeit und Recht und Freiheit“ singen, liest man hier „Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt“, den verbotenen Teil der Hymne. Angesichts der Tatsache, dass die Niederlande diesen Text schon unter ganz anderen Umständen über sich ergehen lassen musste, ein besonders pikanter Fehler.

Schlaumeier sind keine Angstgegner

Dass Sportstars, vermutlich von Leidenschaft getrieben, nicht immer positiv übereinander sprechen, ist bekannt. Manchmal steckt aber auch eine Fehlübersetzung dahinter. 2017 sorgt Chiles Fußballstar Arturo Vidal für Aufregung, indem er offenbar über Portugals Cristiano Ronaldo lästert: Dieser Schlaumeier existiere für ihn gar nicht. Tatsächlich lautet das Zitat: „El cuco no existe.“ „Cuco“ kann tatsächlich mit „schlau“ übersetzt werden, bedeutet aber im chilenischen Spanisch auch so viel wie „schwerer Gegner“ oder „Angstgegner“. Dass Vidal hier ausdrücken will, Ronaldo und seine Portugiesen seien kein Gegner, den man fürchtet, wird erst richtiggestellt, nachdem die Mär von der Beleidigung durch alle Sportmedien der Welt gegangen ist.

Online-Übersetzung mit Folgen: für eine Handvoll Eier

Februar 2018: In Südkorea starten die Olympischen Winterspiele. Norwegen hat 109 Athlet:innen entsandt, die verköstigt werden wollen. Also bestellen die Norweger unter anderem 1.500 Eier. Geliefert werden aber 15.000. Der britische „Guardian“ findet schließlich die Ursache der Verzehnfachung heraus: Die norwegischen Köch:innen haben einen Online-Übersetzer eingesetzt, der allerdings mit den unterschiedlichen und offenbar recht komplizierten Zähl-Systemen des Koreanischen nicht vertraut ist. Einer der Köche wird später mit der Aussage zitiert, das norwegische Olympia-Team habe in den folgenden Wochen Eier-Gerichte in allen Varianten bekommen.

Fataler Fehler in den Untertiteln

Li Haotong ist ein chinesischer Golf-Profi, der es bis zu Rang 32 der Weltrangliste geschafft hat. Da in dieser Sportart bekanntlich viel Geld zu verdienen ist, wird er nach einem Turniersieg in einem auf Englisch geführten Interview danach gefragt, was er denn mit dem Preisgeld anfangen wolle. Weil er Englisch mit starkem chinesischem Akzent spricht, wird das Interview untertitelt. Der freundliche Li Haotong erklärt: „I may buy some gifts.“ Dass er laut automatischer Untertitelung vorhat, „some girls“ zu kaufen, ist sicherlich nicht der Plan gewesen.

Diskriminierende Sport-Übersetzung

Bitter ist, was Manuel Neuer erleben musste. Der langjährige deutsche Bayern- und Nationalteam-Torwart ist dafür bekannt, sich glaubwürdig und aktiv gegen Rassismus, Homophobie und Frauenfeindlichkeit einzusetzen – in der Fußball-Branche bekanntlich hartnäckige Problemfelder. 2011 wird er, damals noch Schlussmann bei Schalke, in einem Interview zum Thema Homosexualität im Fußball gefragt. Der damals 24-Jährige antwortet: „Wer schwul ist, soll sich outen. Da fällt doch eine Last ab. Auch die Fans werden sich schnell daran gewöhnen.“ Dass er dann noch vom Outing eines Mitschülers erzählt, wird von einem peruanischen Journalisten endgültig falsch verstanden. Die Nachricht, Neuer selbst sei homosexuell, verbreitet sich in südamerikanischen Sportmedien und gipfelt in Titeln wie „Der Gay-Torhüter bittet seine Kollegen, sich zu befreien“ oder „Der Torwart hat gestanden und fühlt sich erleichtert“. Formulierungen, deren explizite Homophobie schon zeigt, wie wichtig nicht nur korrekte Übersetzungen sind, sondern auch Sportler wie Manuel Neuer.

Übersetzungsfehler: Antikes Leib-Seele-Problem

Wie entscheidend bei Übersetzungen die Kenntnis des Kontexts ist, zeigt ein Zitat, das ursprünglich nicht das geringste mit Sport zu tun hat. Als der römische Satiriker Juvenal sein berühmtes „mens sana in corpore sano“ formuliert, macht er sich über jene Mitbürger:innen lustig, die die Götter um sinnlose Gaben anflehen – statt um so Entscheidendes wie geistige und körperliche Gesundheit. Was die ebenso bildungsfernen wie bildungsfeindlichen Nationalsozialisten und ihre Zuarbeiter daraus gemacht haben, ist bekannt: Die Interpretation, nur in einem gesunden Körper könne auch ein gesunder Geist stecken, ist bis heute die wohl gängigste. Eine Interpretation, die möglicherweise sogar den scharfzüngigen Juvenal sprachlos gemacht hätte.

Übersetzungs-Software bringt Transfer zum Platzen

Wie schnell falsche Übersetzungen auch folgenreich werden können, zeigt der Fall des ecuadorianischen Fußballprofis Bryan Cabezas. Im Jahr 2018 soll der Linksaußen von seinem italienischen Stammverein an den argentinischen Verein Independiente verliehen werden. Alle Verträge sind aufgesetzt – deren Übersetzung besorgt allerdings eine Software. Und die transkribiert den Namen des Spielers durchaus korrekt mit „Heads“. Das Ergebnis: kein gültiger Vertrag, also auch kein Transfer. 

Eigenwillige Entscheidungsfindung

Wer regelmäßig auf PC oder Konsole spielt, kennt das Phänomen: Selbst hochpreisige Triple-A-Titel sind nicht vor erstaunlichen Fehlern in den Untertiteln oder der Synchronisation gefeit. Ein immer wieder zitiertes und durch Screenshots gut belegtes Beispiel ist die Fußball-Simulation World Class Soccer aus dem Jahr 1994: Sollte hier ein Spiel nach 90 Minuten unentschieden stehen, kommt es – in Versalien eingeblendet – zum „Elfmeterscheissen“. World Class Translation, gewissermaßen.

Das Evangelium nach Lothar

Eine kleine Fehlübersetzung ereignet sich 2018 auch am Verwaltungsgericht in Kassel. Sie hat allerdings zum Glück nur allgemeine Erheiterung zur Folge. Ein Asylbewerber wird zu seinem Übertritt zum Christentum befragt. Er soll erzählen, worum es in der vergangenen Sonntagspredigt ging. Seine Antwort wird vom Dolmetscher eher überraschend mit „Lothar Matthäus“ übersetzt. Dass es tatsächlich um Martin Luther und das Evangelium nach Matthäus ging, wird erst auf Nachfrage klar.

Nicht alles ist ein Übersetzungs-Fehler

Das Phänomen der falschen Übersetzungen hat allerdings auch eine Kehrseite: Immer wieder versuchen Sportler:innen, die sich im Ton vergreifen, die Schuld auf Übersetzungs-Fails zu schieben. So auch der legendäre brasilianische Formel-1-Pilot und Weltmeister Nelson Piquet. 2022 keilt er gegen den (dunkelhäutigen) englischen Superstar Lewis Hamilton aus, beleidigt ihn offenbar. In einem Interview apostrophiert er ihn als „Neguinho“ und besteht angesichts der medialen Aufregung darauf, der Begriff bedeute im brasilianischen Portugiesisch nur so viel wie „der Kerl“. Die Journalist:innen der Plattform „Motorsport total“ haben Muttersprachler:innen befragt und kommen zum klaren Schluss, „dass eigentlich alle, mit denen wir uns unterhalten haben, der Meinung sind, dass das verwendete Wort definitiv abwertend ist.“ Mit anderen Worten: Falsche Übersetzungen erklären viel, aber nicht jeder kann sich dahinter verstecken.

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